außerirdisches Leben

Außerirdisches Leben

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Als Außerirdisches Leben werden möglicherweise existierende extraterrestrische Lebensformen bezeichnet, deren Ursprung und natürlicher Lebensraum nicht auf der Erde ist. Es ist bis heute unbekannt, ob Leben außerhalb der Erde existiert. Der Begriff deckt alle potenziellen Arten und bekannten Erscheinungsformen von Leben ab, von einfachsten biologischen Systemen (z. B. Prionen, Viren und Prokaryoten) bis hin zu komplexen intelligenten Lebensformen und anderen Entitäten (z. B. künstliche Intelligenzen).  Ein außerirdisches Wesen wird auch kurz Außerirdischer oder Alien genannt, wobei letzteres im ursprünglichen Sinne nur „Fremdling“ heißt. Das Adjektiv außerirdisch ist gleichbedeutend mit dem Fremdwort extraterrestrisch. Bislang ist nicht bekannt, ob Leben außerhalb der irdischen Biospäre existiert.


Theoretische Existenzmöglichkeiten
Die theoretische Möglichkeit, dass Leben auch außerhalb der Erde existieren könnte, wird seit Jahrhunderten diskutiert. So postulierte beispielsweise schon Giordano Bruno im 16. Jahrhundert, dass das Weltall unendlich sei und dass es auch unendlich viele Lebewesen auf anderen Planeten im Universum gäbe. Auch Immanuel Kant beschäftigte sich 1755 damit in seinem Werk Von den Bewohnern der Gestirne. Die Spekulationen darüber nahmen insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu, als die Evolutionstheorie an Verbreitung gewann, die besagt, dass sich das Leben auf der Erde über Zeiträume von Jahrmilliarden über natürliche Mutations- und Selektionsprozesse von einfachsten Lebensformen zu immer größerer Vielfalt, höherer Komplexität und schließlich auch zu Intelligenz entwickelt hat. Diese Vorstellung ließ es möglich erscheinen, dass sich auch auf anderen Planeten auf eine vergleichbare Weise Leben entwickelt haben könnte – insbesondere nachdem zugleich das traditionelle biblisch-christliche Weltbild immer mehr an Bedeutung verlor und die Astronomie aufgezeigt hatte, dass unsere lebensspendende Sonne ein Stern unter Milliarden ähnlicher Sterne ist.

Offensichtlich ist, dass außerirdisches Leben, das sich unabhängig vom Leben auf der Erde entwickelt hat, zu Lebensformen führen würde, die sich mehr oder weniger deutlich von den uns bekannten Lebensformen auf der Erde (Pflanzen, Tiere, Menschen) unterscheiden und uns somit fremdartig erscheinen würden. Die Spekulationen über außerirdisches Leben lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:

- Lebensformen, die dem Leben auf der Erde, insbesondere dem Menschen (Humanoide), prinzipiell ähneln
- Lebensformen, die völlig anders als alle auf der Erde vorkommenden sind
- niedrige Lebensformen

Außerirdisches Leben könnte prinzipiell dem Leben auf der Erde sehr unähnlich sein. Es könnte sogar auf ganz anderen chemischen Elementen beruhen. Die Annahme, dass außerirdisches Leben nur auf Kohlenstoffbasis vorstellbar sei, wird polemisch als Kohlenstoffchauvinismus bezeichnet.Hinweise, dass Leben auch auf anderen Elementen basieren kann, lieferte Ende 2010 eine Studie der NASA, wonach das Bakterium GFAJ-1 das Halbmetall Arsen in sein Erbgut einbaut. Kritiker dieser Studie bemängeln jedoch unter anderem verunreinigte Proben und die Instabilität eines auf Arsen basierenden Erbguts.  Im Juni 2012 wurde bekannt, dass GFAJ-1 – entgegen bisheriger Annahmen – lediglich freies Arsenat, nicht aber biochemisch integriertes Arsen enthält. Stattdessen gleicht der Aufbau seiner Nukleinsäuren dem der bekannten Bakterien

Besonders faszinierend und beängstigend zugleich ist nicht nur die angenommene Fremdartigkeit, sondern auch die Vorstellung, dass außerirdische Lebensformen eine ähnliche (oder auch ganz anders geartete), potenziell uns Menschen überlegene Intelligenz und Technologie haben könnten. Des Weiteren wurde spekuliert, ob von außerirdischen Lebensformen, insbesondere solchen, die der Menschheit überlegen seien, im Falle eines Kontaktes eine potenzielle Gefahr ausgehe.

Existenzwahrscheinlichkeit
Für die Existenz von intelligentem Leben außerhalb der Erde werden insbesondere die Tatsachen angeführt, dass es allein in der Milchstraße zwischen 200 und 400 Milliarden Sterne gibt, und diese wiederum nur eine von mehr als 100 Milliarden Galaxien ist: Des Weiteren weist unsere Sonne – soweit bekannt – keinerlei besondere Merkmale auf und auch Planetensysteme scheinen weit verbreitet zu sein. Somit nimmt man an, dass es viele Planeten gibt, die ähnlich gute Bedingungen für Leben bieten. Unter dieser Voraussetzung erscheint es extrem unwahrscheinlich, dass sich auf keinem dieser Planeten intelligentes Leben entwickelt haben sollte. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass es noch weiteres intelligentes Leben im Universum gibt. Hierbei unberücksichtigt bleibt aber, dass das Zeitfenster von intelligentem Leben möglicherweise nur wenige Millionen Jahre beträgt.

Die Wahrscheinlichkeit der Existenz solchen Lebens wird seit 1961 mit der Drake-Gleichung abgeschätzt.Allerdings sind viele der in der Drake-Gleichung genutzten Faktoren umstritten. Auch über die Frage, inwiefern das theoretische Ergebnis der Drake-Gleichung praktische Relevanz hat oder wie es überhaupt zu deuten ist, gibt es große Diskussionen.

Eine weitere Überlegung betrifft die mögliche Ausbreitung von Leben auf fremden Planeten. Falls technologisch fortgeschrittene Lebensformen zu interstellarer Kolonisation fähig wären und zudem ihre Zivilisation über Jahrmillionen aufrecht erhalten könnten, müsste die gesamte Galaxis innerhalb weniger Millionen Jahre vollständig kolonisiert sein. Die Tatsache, dass sich bis heute keine Anzeichen finden, die für diesen Umstand sprechen, wird auch als Fermi-Paradoxum bezeichnet.

Erscheinungsformen:

Außerirdisches Leben könnte prinzipiell dem Leben auf der Erde sehr unähnlich sein. Es könnte sogar auf ganz anderen chemischen Elementen beruhen. Die Annahme, dass außerirdisches Leben nur auf Kohlenstoffbasis vorstellbar sei, wird polemisch als Kohlenstoffchauvinismus bezeichnet. Die Protowissenschaft, welche die Möglichkeit der Entstehung und Existenz von außerirdischem Leben erforscht, wird Exobiologie genannt. Die parawissenschaftliche Spekulation über die möglichen sozialen Charakteristika und Entwicklungstrends von außerirdischen Zivilisationen wird unter anderem als Exo-Soziologie bezeichnet. Einer der Pioniere des Weltraumrechts, der Jurist Ernst Fasan, nannte in seiner Publikation „Relations with Alien Intelligences – The Scientific Basis of Metalaw“ aus dem Jahre 1970 mehrere Charakteristika für fremde Intelligenzen, um mit der Menschheit in Kontakt treten zu können:

    Leben
    Intelligenz
    Erkennbarkeit
    Dreidimensionalität oder doch Aktivität im dreidimensionalen Raum
    Einen mindestens in Spuren vorhandenen Lebenswillen.


Überlegungen zur Suche und möglichen Kontaktaufnahme
Zunächst konzentrierten sich die Spekulationen über außerirdisches Leben auf die erdnächsten Himmelskörper: den Mond und die Planeten unseres eigenen Sonnensystems, insbesondere unsere beiden Nachbarplaneten Mars und Venus. Daneben wurde lange spekuliert, ob unser Sonnensystem mit seinen Planeten einen Sonderfall im Universum darstellt, oder ob Planeten im Universum in großer Zahl vorhanden seien. Inzwischen ist es der Astronomie gelungen, Exoplaneten nachzuweisen. Des Weiteren wurden Hinweise auf flüssiges Wasser (das gemeinhin als eine der notwendigen Voraussetzungen für Leben gilt) in unserem Sonnensystem gefunden, unter anderem auf dem Jupitermond Europa, was Anlass zu neuen Spekulationen über außerirdisches Leben in unserem eigenen Sonnensystem gab.

Auch wenn es eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich ist, dass es außerirdisches intelligentes Leben gibt, geht man davon aus, dass es relativ (bis extrem) selten im Universum verbreitet ist. Die meisten Menschen gehen heute davon aus, dass enorme Distanzen zwischen uns und außerirdischen Zivilisationen liegen. Angesichts dessen scheinen bis heute vor allem folgende Ansätze zur Suche und möglichen Kontaktaufnahme meistversprechend:

1.die Kommunikation über Radiowellen, die prinzipiell über weiteste Distanzen erfolgen kann (allerdings auch       nur mit Lichtgeschwindigkeit),

2.die Raumfahrt mit bemannten Raumschiffen oder unbemannten Sonden oder

3.zukünftige Technologien, die uns heute noch nicht bekannt sind.

Bislang gibt es jedoch keine stichhaltigen Hinweise auf die Existenz von Außerirdischen überhaupt, geschweige denn auf den tatsächlichen Besuch von Außerirdischen auf der Erde. Die seriöse Wissenschaft konzentriert sich vor allem auf die Suche nach Anzeichen von (primitivem) Leben oder dessen Spuren auf Meteoriten, unseren Nachbarplaneten und deren Monden einerseits, sowie auf die Suche nach Radiosignalen, die von intelligentem außerirdischem Leben in fremden Sonnensystemen herrühren könnten.

Egal wie, wenn nicht in unmittelbarer Umgebung (wenige Lichtjahre) zivilisatorisch vergleichbares intelligentes Leben gefunden wird, wird eine Kommunikation zwischen uns und den Außerirdischen wohl nicht zustande kommen, da die Laufzeiten − zumindest für unsere menschliche Existenz − zulange sind.

2009 befasste sich, anlässlich des Internationalen Jahres der Astronomie auch die Päpstliche Akademie der Wissenschaften mit der Suche nach außerirdischen Lebewesen.


Die Versuche, mit Außerirdischen in Kontakt zu treten

Schon im 19. Jahrhundert schlug Franz von Paula Gruithuisen vor, mit den von ihm vermuteten Mondbewohnern dadurch Kontakt aufzunehmen, dass man in den Weiten Sibiriens entsprechend dimensionierte Steckrübenpflanzungen in Form der Figur des Pythagoräischen Lehrsatzes anlege.

Die Suche nach intelligentem außerirdischem Leben wird mit der Abkürzung SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) bezeichnet. Das SETI-Projekt basiert auf der Annahme, dass Außerirdische beiläufig oder gezielt Radiosignale aussenden könnten, welche von anderen intelligenten Lebewesen entdeckt werden sollen.

Im Jahre 1919 wurden bereits die ersten Versuche von Guglielmo Marconi unternommen, außerirdische Radiosignale zu empfangen, welche jedoch nicht bestätigt werden konnten. Seit dem Jahr 1960 wird die SETI weiter verfolgt, bisher allerdings ohne Erfolg. Das bisher spektakulärste empfangene Signal ist das sogenannte Wow-Signal, allerdings ist nicht sicher, ob es wirklich außerirdischen Ursprungs ist.

Als 1972 die beiden interstellaren Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 ausgesandt wurden, brachte man an den Sonden goldene Tafeln, die sogenannten Pioneer-Plaketten an, in der Hoffnung, dass falls die Sonden eines Tages von etwaigen intelligenten außerirdischen Lebensformen gefunden würden, diese dadurch von der Menschheit erfahren würden. 1974 wurde von der Erde aus einmalig eine Botschaft von der Erde an mögliche Außerirdische in Form eines Radiowellen-Signals ausgestrahlt, die sogenannte Arecibo-Botschaft.


Golden Record Cover mit interstellarer Gebrauchsanleitung: Die NASA hat 1977 die Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 zu den äußeren Planeten gestartet. Sie haben mittlerweile das Sonnensystem verlassen und tragen je eine goldene Datenplatte mit Bild- und Audio-Informationen (Voyager Golden Record) über die Erde und die Menschheit mit sich, die für außerirdische Zivilisationen vermutlich lesbar wären.

Am 30. September 2006 strahlte der Kultursender arte die Sendung CosmicConnexion auch per Spezialantenne in Richtung des Sterns Errai. Im Gegensatz zu früheren Nachrichten besteht sie nicht aus reinen Informationen über die Erde und den Menschen, sondern ist eine mehr künstlerische Darstellung der Menschheit. Arte plant außerdem eine eigene Serie, die ebenfalls per Antenne ins Weltall geschickt werden soll.

Für das Jahr 2015 plante die Europäische Weltraumorganisation ein mittlerweile eingestelltes Weltraumexperiment, welches erdähnliche Exoplaneten beobachten und nach Anzeichen von Leben auf ihnen suchen sollte, das nach Charles Darwin benannte Teleskop Darwin. Ebenfalls unsicher in der Realisierung ist das auf unbestimmte Zeit verschobene Projekt Terrestrial Planet Finder.

Spekulationen

Von einigen Menschen wird spekuliert, dass technologisch fortgeschrittene Außerirdische in der Lage sein könnten, die Erde zu besuchen, zum Beispiel mit Raumschiffen, die auf einer uns unbekannten Technologie beruhen. Einige Menschen glauben, dass dies bereits geschehen sei, insbesondere im Zusammenhang mit Sichtungen von UFOs („unidentifizierten Flug-Objekten“). Es gibt auch den Glauben, dass es Entführungen durch Außerirdische gäbe. Einer weiteren Hypothese nach könnten sogar Außerirdische mitten unter den Menschen leben.

Es gibt Verschwörungstheorien darüber, dass die Existenz von Außerirdischen gezielt vor der allgemeinen Menschheit geheimgehalten wird.

Teilweise wird auch über die Möglichkeit spekuliert, dass Außerirdische in der Frühgeschichte der Menschheit die Erde besucht haben könnten (genannt Prä-Astronautik, siehe auch Erich von Däniken).

Einfache Lebensformen
 
Bei Untersuchungen an Meteoriten, zum Beispiel ALH 84001, wurden Spuren gefunden, die Versteinerungen von außerirdischen Mikroorganismen sein könnten. Dies ist umstritten, weil die gefundenen Spuren auch nichtbiologisch erklärbar sind. Seit der Entstehung der Exobiologie, die sich mit der möglichen Existenz und dem Aufbau außerirdischen Lebens befasst, ist kein Fund gemacht worden, der eindeutige Spuren von extraterrestrischen Lebensformen belegt. Aminosäuren – wichtige Bausteine der Lebewesen auf der Erde – wurden jedoch bereits außerhalb des Sonnensystems und auch auf Meteoriten (z.B. dem Murchison-Meteoriten) und Kometen (Wild 2) nachgewiesen.

Falls solches Leben auf anderen Objekten im Sonnensystem existieren sollte, wäre zu klären, ob sich dieses Leben von der Erde ausgebreitet hat, vom Weltraum auf die Erde gekommen ist (Panspermietheorie), oder sich an verschiedenen Orten unabhängig voneinander entwickelt hat.

2010 wurde das Cranfield Astrobiological Stratospheric Sampling Experiment (CASS-E) gestartet, dass mit einer Ballonsonde Proben aus der Stratosphäre sammelt, die dann nach möglicherweise existierenden extraterrestrischen Mikroorganismen untersucht werden.

Nachweis von außerirdischem Leben

Die Exobiologie versucht auf drei Arten Leben außerhalb der Erde nachzuweisen.

  • Direkte Suche innerhalb des Sonnensystems, und möglicherweise Transport einer Probe zur Erde, durch Raumsonden.
  • Suche nach Biosignaturen auf Exoplaneten durch astronomische Beobachtungsmethoden. Es gibt mehrere indirekte Methoden, um auf Leben schließen zu können. So wird angenommen, dass bestimmte Molekülverbindungen nur durch Leben dauerhaft erzeugt werden können. Würde man also zum Beispiel im Lichtspektrum (Absorptionsspektrum) eines fernen Planeten solche Moleküle finden, wäre das ein starkes Indiz für Leben.
  • Suche nach Zeichen außerirdischer Technologie, wie Signale oder Artefakte. Ein eindeutiges Zeichen für intelligentes extraterrestrisches Leben wären z.B. Signale außerirdischer Zivilisationen, wie man sie mit SETI-Projekten zu finden versucht. Bisher ist diesen Projekten allerdings noch kein Erfolg beschieden, auch wenn angenommen wird, dass es hunderte Zivilisationen allein in unserer Galaxie, der Milchstraße geben könnte. Diese Zahl wurde mit Hilfe der Drake-Gleichung ermittelt und unterliegt starken Schwankungen je nach den getroffenen Annahmen.



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