Kognitive Verhaltenstherapie (Praxis)

Kognitive Verhaltenstherapie in der Praxis

Im Mittelpunkt der Kognitiven Therapieverfahren stehen unsere Kognitionen. Kognitionen umfassen unsere Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Die Kognitiven Therapieverfahren, zu denen die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die Rational-Emotive Therapie (RET) gehören, gehen davon aus, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren.

Das ABC der Gefühle beschreibt diesen Zusammenhang so:

A = Situation
B = Bewertung
C = Gefühle, Körperreaktionen und Verhalten

Wenn wir eine Situation als erfreulich, gut, schön für uns bewerten, werden wir uns auch froh, glücklich, freudig erregt, usw. fühlen. Bewerten wir sie als schlimm, gefährlich, furchtbar, unerträglich, dann empfinden wir Depressionen, Angst, Wut, Enttäuschung, Unruhe, Anspannung, usw. Bewerten wir sie als weder gut noch schlecht, neutral, normal, alles ist in Ordnung, dann sind wir entspannt, zufrieden und ruhig.

Das ABC der Gefühle macht deutlich, dass wir, was auch immer passiert, Einflussmöglichkeiten auf unsere Gefühle haben.

A = Situation
B = Bewertung: eigene, oft falsche oder überzogene Bewertung der Situation als positiv, negativ oder neutral
C = Gefühle, Verhalten und Körperreaktionen

A, die Situation können wir häufig nicht beeinflussen.
Wir können jedoch, so lange wir denk- und lernfähig sind, unsere Bewertung am Punkt B verändern. Wenn wir die Bewertung auf den Realitätsbezug prüfen bzw. unsere Einstellung und Befürchtungen u.ä. prüfen und ggfs in Frage stellen, dann hat dies Auswirkungen auf C. Unsere Gefühle, unser Verhalten und Körperreaktionen verändern sich. Gleichzeitig zeigt es uns auch, dass andere keine Verantwortung für unsere Gefühle und wir auch keine Kontrolle über deren Gefühle haben.

Was ist der Unterschied zu anderen Therapieverfahren
Im Gegensatz zur Tiefenpsychologie und Psychoanalyse starten die Kognitiven Therapieverfahren nicht in der Vergangenheit sondern im Hier und Jetzt. Unsere Einstellungen und Verhaltensmuster sind zwar in der Vergangenheit durch bestimmte Erfahrungen entstanden, aber in der Therapie geht es darum, herauszufinden, welche konkreten Einstellungen unsere momentanen Probleme verursachen bzw. wie wir in Zukunft besser leben können. Die Therapie bezieht sich auf konkrete Probleme. Wir erarbeiten gemeinsam mit dem Therapeuten neue Lösungswege. Der Therapeut ist eine Art Coach, der uns hilfreiche Wege zur Problemlösung, zur Entspannung, zum Aufbau eines positiven Selbstbildes und Lebenskonzeptes vermittelt. Alle Verfahren, die eingesetzt werden, sind wissenschaftlich überprüft und in ihrer Wirksamkeit bestätigt. Die Therapie umfasst alle Bereiche:
- Veränderung der Situation, so weit es möglich und sinnvoll ist.
- Veränderung der Bewertungen und Lebenseinstellungen, sodass sie uns helfen, unsere Ziele zu erreichen und uns so zu fühlen, wie wir es uns wünschen
- Veränderungen im Verhalten, so dass es uns hilft, unsere Ziele zu erreichen und uns so zu fühlen, wie wir es uns wünschen.

Jede Sitzung umfasst die Diskussion des momentanen Standes, die Erklärung von Zusammenhängen und die Übung konkreter Strategien. Ähnlich wie wir eine Sprache erlernen, lernen wir, besser mit uns und der Umwelt umzugehen, und neue Lösungswege kennen.

Was passiert in der kognitiven Verhaltenstherapie
Wie Detektive suchen wir gemeinsam mit dem Therapeuten nach den Ursachen für unsere momentanen Probleme. Fragestellungen sind beispielsweise: In welchen Situationen tritt unser Problem auf? Wann tritt es nicht auf? Was machen wir dann anders? Welche konkreten Gedanken führen zu unserem Problem? Sind unsere Gedanken der Situation angemessen oder übertrieben negativ? Wie bewerten wir unser Problem? Welche unterschiedlichen Möglichkeiten gibt es für uns, zu reagieren? Was benötigen wir, um unseren Wünschen entsprechend zu reagieren und unsere Ziele zu erreichen?

Schwerpunkt der Therapie ist zunächst die Prüfung unseres Gedankenprogramms. Wir alle haben ganz bestimmte Grundeinstellungen zu uns, zu unserer Situation und dem Leben generell. Beispielsweise Einstellungen wie: "Ich bin nicht liebenswert" oder "Ich muss perfekt sein" oder "Ich brauche die Anerkennung anderer Menschen" oder "Andere Menschen sollten sich mir gegenüber immer fair verhalten".
Hinter diesen Einstellungen verbergen sich ganz charakteristische Denkfehler, wir übertreiben eine Gefahr, sehen nur das Negative, fordern Übermenschliches von uns oder anderen, usw.. Da unsere Gedanken unsere Gefühle verursachen, fühlen wir uns, wenn wir so denken, häufiger schlecht als notwendig. Wir bringen unseren Körper in Anspannung und Angst, obwohl keine Gefahr besteht, usw. Deshalb erarbeiten wir mit dem Therapeuten zusammen eine angemessene Sichtweise von uns und der Situation.
Wenn wir genau wissen, wie wir unser Problem lösen können, wie wir anders denken und uns verhalten müssen, dann geht es darum, unser Wissen in die Tat umzusetzen und zu üben. Hierzu gibt uns der Therapeut Hausaufgaben und Übungen, die wir zwischen den Therapiesitzungen durchführen. Immer wieder werden die Fortschritte überprüft und gegebenenfalls auch das Vorgehen verändert.

Sie gehören zu den Verfahren, die am häufigsten erforscht und am meisten eingesetzt wurden. Insbesondere in der Behandlung von Depressionen und Ängsten sind sie sehr effektiv. Sie können z.T. die Medikation ersetzen bzw. deren Wirksamkeit steigern.

Autorin: (gekürztes Dokument) Dr. Doris Wolf - Diplom Psychologin, Psychotherapeutin
http://www.palverlag.de/Psychotherapie.html
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