Der aufmerksame Leser wird sich jetzt vielleicht fragen: "Warum fehlen zu den meisten Epochen die Grössenangaben?". Weil das beobachtbare Universum genauso gross ist, wie es alt ist. Der Horizont, dem die kosmische Hintergrundstrahlung entstammt, entfernt sich von uns fast mit Lichtgeschwindigkeit, so dass die Ausdehnung des Weltalls der Strecke entspricht, die ein Lichtstrahl seit seiner Entstehung hätte zurücklegen können*. Daher ist jede Zeitangabe in Jahren auch eine Grössenangabe in Lichtjahren. Gleichzeitig blicken wir immer weiter in die Vergangenheit, je weiter ein kosmisches Objekt entfernt ist, weil uns sein vor langer Zeit ausgestrahltes Licht erst jetzt erreicht. Das beantwortet auch die Frage, woher das Wissen über die frühen Phasen des Universums stammt. Man kann die Vorgänge noch heute direkt beobachten, wenn man nur weit genug hinaus schaut. Alle Ereignisse vor dem Zeitalter der Materie, als das Weltall noch undurchsichtig war, mussten jedoch aus den Eigenschaften der Hintergrundstrahlung rekonstruiert oder aus physikalischen Theorien abgeleitet werden.
* Streng genommen ist die Sache doch etwas komplizierter:
Da sich der Raum insgesamt kontinuierlich ausdehnt, wächst nachträglich auch die Strecke, die Lichtstrahlen bereits zurückgelegt haben. So ist es möglich, dass uns Licht aus Raumregionen erreicht, die heute ca. 3 mal so weit entfernt sind, als es ohne Ausdehnung nur mit der Lichtgeschwindigkeit zulässig wäre. Die Expansion sorgt ausserdem für den äusserst seltsamen Effekt, dass sich Galaxien sogar mit Über-Lichtgeschwindigkeit von uns entfernen können, ohne dass die Relativitäts-Theorie verletzt wird.
Spekulationen
Der letzte Absatz hat möglicherweise den Eindruck erweckt, alles über den Ursprung und die Natur des Universums sei bekannt oder stehe zumindest kurz vor der Aufklärung. Das ist jedoch absolut nicht der Fall! Vielmehr befindet sich die Kosmologie zur Zeit in einer ernsthaften Krise. Es geht dabei zwar nur um die ersten Sekunden-Bruchteile vor der Planck-Zeit, aber genau dort kollidieren zwei zentrale physikalische Theorien und scheinen sich gegenseitig auszuschliessen. Da ist zum Einen die allgemeine Relativitätstheorie, die die Auswirkungen extrem starker Gravitationsfelder auf Raum und Zeit beschreibt. Zum Anderen muss jedoch die Quantentheorie berücksichtigt werden, die statistische Aussagen über die Vorgänge innerhalb mikroskopischer Dimensionen macht. Die bisherigen Versuche, diese beiden Theorien mit Hilfe einer neuen "Theorie von allem" in Einklang zu bringen, sind recht unbefriedigend. Meist handelt es sich um abstrakte mathematische Abhandlungen, die entweder mehrere zusätzliche Dimensionen vorraussetzen, oder eine Unzahl von bisher unentdeckten, exotischen Elementarteilchen postulieren. Auch eine Vereinheitlichung der Gravitation mit den anderen Naturkräften ist noch nicht in Sicht.