Der Stier ist abends von November bis April sichtbar, morgens von August bis Dezember. Er steht am Himmel nördlich des auffälligen Orion, der ihn der Mythologie nach bezwungen hat.
Den Kopf des Stiers bildet der V-förmige offene Sternhaufen der Hyaden, des „Regengestirns“. Der auffällig rötliche Stern Aldebaran stellt das dem Orion zugewandte Auge dar. In einigem Abstand östlich der Hyaden stehen die Sterne β Tauri (Elnath, arab. Horn) und ζ Tauri, welche die Hörnerspitzen darstellen. Eine Handbreit nordwestlich der Hyaden steht der offene Sternhaufen der Plejaden – auch Siebengestirn genannt. Der Körper des Stiers in der südlichen Hälfte des Sternbilds ist hingegen unauffällig.
Durch das Sternbild zieht sich die Ekliptik, daher wandern die Sonne, der Mond und die Planeten hindurch. Der Stier gehört damit zu den Tierkreiszeichen. Der Mond kann bisweilen den Hauptstern Aldebaran und Sterne der Plejaden bedecken. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse hat sich der Zeitpunkt des Sonnendurchgangs gegenüber der Antike verschoben. Die Sonne hält sich derzeit vom 14. Mai bis zum 21. Juni im Stier auf. Seit 1990 steht die Sonne während der Sommersonnenwende im Sternbild Stier, vorher stand sie zu diesem Zeitpunkt in den Zwillingen. In der Antike befand sich der Sommerpunkt im Sternbild Krebs, daher die noch heute geläufige Bezeichnung „Wendekreis des Krebses“ für den Nördlichen Wendekreis“.
Mythologischer Hintergrund:
Zeus begehrte Europa, die einzige Tochter des phönizischen Königs Agenor, die als schönste Frau der Erde galt. Zeus näherte sich ihr in Gestalt eines prächtigen weißen Stiers und legte sich ihr zu Füßen. Nach anfänglichen Zögern setzte sich Europa vertrauensvoll auf den Rücken des Stiers, der daraufhin mit ihr in Richtung der griechischen Insel Kreta davonstürmte. Dort angekommen verwandelte sich Zeus in seine ursprüngliche Gestalt zurück und nahme Europa zu seiner Geliebten. Sie wurde die Mutter von dreien seiner Söhne.